Das „Columbia-Haus“, eine Militärarrestanstalt aus dem 19. Jahrhundert, diente den Nationalsozialisten von 1933 bis 1936 als Haftanstalt für politische Gegner, Homosexuelle, Juden, Geistliche, Künstler und Andersdenkende. Zum Jahreswechsel 1934/35 wurde es in das System der Konzentrationslager integriert und war das einzige Konzentrationslager auf Berliner Boden. Die Inhaftierten wurden unter menschenunwürdigen Bedingungen gefangen gehalten, misshandelt und gefoltert. Mehrere Häftlinge wurden ermordet. Nach der Schließung 1936 wurden die Gefangenen in das KZ Sachsenhausen überführt. Das Gebäude wurde 1938 wegen des Neubaus des Flughafen Tempelhofs abgerissen. Es sind keine sichtbaren Spuren dieses Gebäudes erhalten. Ein Denkmal erinnert bereits seit 1994 auf der nördlichen Seite des Columbiadamms an das KZ Columbia, es wird durch zwei Informationsstelen ergänzt, die zum Informationspfad zur Geschichte des Tempelhofer Felds gehören.
Ein Erinnerungszeichen, das auffällt
Die Markierung des historischen Ortes in Form des Schriftzugs „nicht mehr zu sehen“ wird auf der weithin einsehbaren Böschung entlang der Südseite des Columbiadamms vor dem Ostflügel des Flughafengebäudes errichtet. Die künstlerische Intervention wird an den stark frequentierten Fuß- und Radwegen auffallen und mit der Kernbotschaft Assoziationen nach dem Was und Warum auslösen. Beantwortet werden diese Fragen durch die bestehenden Informationstafeln des Geschichtspfads.
Bauarbeiten schreiten voran
Seit April 2024 laufen nun die Bauarbeiten am Columbiadamm. Die Fundamentarbeiten wurden bis Ende Juni abgeschlossen. Die Randeinfassungen in Buchstabenform bestehen aus 10 mm starken Stahlblechen, die sich zu einem Schriftzug mit einer Gesamtlänge von 42 Metern ergänzen. Im Juli erfolgt die Verfüllung der Buchstaben mit rotem Ziegelbruch, die in der Färbung den Backsteinen der gegenüberliegenden Polizeikaserne ähneln und an die historischen Mauern des Konzentrationslagers erinnern sollen.
Langjährige Planung und Zusammenarbeit
Der Entwurf des Berliner Architekten Martin Bennis mit dem Weidner Händle Atelier aus Stuttgart wurde mit dem ersten Preis eines Gestaltungswettbewerbs ausgezeichnet. Der Wettbewerb wurde durch die Stiftung Topographie des Terrors in Abstimmung mit der Senatsverwaltung für Kultur und Europa ausgelobt. Die Tempelhof Projekt GmbH hat das Verfahren von Beginn an unterstützt.
Ein starkes Zeichen gegen das Vergessen
Mit dem Versterben der letzten Zeitzeugen der nationalsozialistischen Verbrechen ist das Gedenken wichtiger denn je. Das Land Berlin setzt mit der Schriftinstallation in der Böschung ein starkes Zeichen gegen das Vergessen am Flughafen Tempelhof. Obwohl das „Columbia-Haus“ heute „nicht mehr zu sehen“ ist, bleiben die Opfer in Erinnerung.