No Borders in Sight – Eine Performance der LKMS
Informationen
Der Tempelhofer Flughafen liegt mitten im Urbanen. Sein weites Feld bot neben Picknicks im Grünen schon immer Raum für futuristische, sozial- und machtpolitische Experimente, Aktionen und Projektionen. – Nach seiner Stilllegung besetzen zunehmend Vögel den Luftraum über dem Feld.
Das interdisziplinär angelegte Raum-Klang-Event greift diese Thematik mit musikalischen Exerzitien, Sprechchören, solistischen Aktionen, ambient-Sounds, einem Free Jazz Quartett und einer Art Marching Band auf. Während Kinder, Jugendliche und Erwachsene sich auf verschiedenen Etagen des Treppenhauses klanglich wie musikalisch in ein konfuzianisch inspiriertes Lernen einarbeiten, bewegen sich mit Vogelattributen ausgestattete Performer*innen der Gruppe ImproSolisten wie Reisende in einem Raumschiff durch die oberste Etage im Fluglotsentower. Auf einem Podium warten eine Orgel und ein Free Jazz Quartett auf ihren Einsatz, während sich auf der Dachtrasse das Ensemble Reed Indeed mit klanglichen Experimenten zum Thema „Schwarmmanöver“ in Stellung bringt.
Mitwirkende: Künstler_innen, Musiker_innen, Performer_innen, Filmemacher_innen und Tänzer_innen der Freien Berliner Szene sowie Ensembles der Leo Kestenberg Musikschule
Idee und künstlerische Gesamtleitung: Theda Weber-Lucks
TEIL I Treppen THF TOWER
… UND VERGISS NICHT: EGAL, WOHIN DU GEHST, DU BIST DA (Konfuzius)
Dieser erste Teil findet unter Beteiligung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen u.a. aus der Kontrabass Klasse von Ulf Mengersen statt. Sie beschäftigen sich mit einer Auswahl der insgesamt 7 Paragrahen von „The Great Learning“, einer experimentellen Komposition des englischen Komponisten Cornelius Cardew (1971).
Das Werk basiert auf zentralen Texten von Konfuzius. In verschiedenen (experimentellen) musikalischen Aktionen werden die von ihm zelebrierten menschliche Werte (z.B. des Edlen – heute verstehen wir darunter Werte wie Achtsamkeit, Empathie, Ehrlichkeit etc.) sowie Stationen menschlichen Lernens (wieder-)entdeckt, (neu) eingeübt, vertieft, entwickelt, wiederholt.
Schüler*innen der LKMS: Kontrabassklasse Ulf Mengersen, Musikabenteuer Percussion, Sofia Borges und Musikabenteuer Flöte und Gesang, Theda Weber-Lucks
Inspired by: „The Great Learning“ (1969-1971 Cornelius Cardew)
TEIL II – Ausstellungshalle/Fluglotsenraum
No Borders in Sight
Als Bühne dient der Ausstellungs- und Veranstaltungsraum im THF-Tower mit seinem fantastischen Blick ins Weite. Die Ausstellung erinnert an 100 Jahre Flughafengeschichte, beherbergt aber auch eine Art Gegenwartsarchiv für religiöse, gesellschaftliche, urbane (Forschungs)Projekte, die im Umfeld
entstehen.
Die Anlage der Ausstellung bietet Platz für solistische Auftritte. Das am Kopfende der Ausstellungshalle, unter dem ehemaligen Fluglotsenraum, befindliche Bühnenpodest möchten wir für den Auftritt eines Free Jazz Quartetts mit Orgel nutzen.
11 musikalisch oder tänzerisch agierende Performer_innen des Ensembles ImproSolisten verbinden sich mit den hellen, utopisch aufgeladenen Momenten des Ortes ebenso wie mit den dunklen, tragischen seiner Geschichte - als Reisende, die aus verschiedenen Ideenwelten, Zeiten, Lebensbereichen zu
kommen scheinen.
Dazu nutzen sie individuelle klangliche und verbale Konzepte ggf. unter Hinzuziehung von originalem Text-Material, das zur Grundlage für stilistische und charakterliche Entwicklung ihrer Figuren wird. Traditionelle Instrumente kommen ebenso zum Einsatz wie selbstgebaute elektronische Musikmaschinen und found objects.
Visuell unterstützt werden die solistischen Beiträge durch vogelähnliche Attribute, die Körper und Ausdrucksweisen der Agierenden verfremden. Die solistischen Aktionen werden wie in einer Ausstellung nach einem zeitlich bestimmten Intervall in variierter Form wiederholt, vertieft oder fortgesetzt.
Auf diese Weise entsteht eine sich langsam aufbauende komplexe Raumklangmusik, deren Komponenten sich gegenseitig ergänzen, ineinander schachteln, miteinander in Resonanz gehen und variieren. Als verbindendes, klangliches Fluidum dient eine über die Speaker-Anlage der Ausstellung eingespielte ambient music, die historische Originaltöne ebenso verwendet wie elektronische drones oder Prozessierungen der aktuellen Klangereignisse.
Dramaturgischer Höhepunkt ist der Auftritt von Orgel und Quartett auf dem Podium, in dem der düstere Bassklang aus Wagners Siegfried-Vorspiel aufgegriffen und nach Free Jazz Art verarbeitet wird.
ImproSolisten: Klaus Abromeit, Myriam Doumi (Tanz), Alexis Bacon (Perc,
Melodica), Sandro Barras (E-Piano), Sofia Borges (Perc.), Johannes Fischer
(Tuba), Tim Florence (Orgel), Philip Kaufhold (Horn, Sax), Julien Kielwasser
(Querflöte, Electronics), Felix Marzillier (Flöten, Stimmen), Ulf Mengersen (Kontrabass), Werner Dafeldecker (Kontrabass), Daniel Kupferberg (Stimme, Objekte), Theda Weber-Lucks (Stimme, Flöten, Megaphon) -
Sound Scape: Werner Dafeldecker
Komposition Schlussteil: Tim Florence
Kostüm/Maske: Daniel Kupferberg, Kathrin Köster
Inspired by: „Voyager Golden Record – Botschaft für Außerirdische“
TEIL III – Dachterrasse
Schwarmmanöver - um den Marsch zu verfehlen
Den dritten Teil des Raum-Klang-Events bestreitet das Ensemble Reed Indeed: Inspiriert von Vogelschwarmbewegungen zeigt es musikalisch wie choreographisch erspielte „Momentaufnahmen einer Suche nach gewaltfreien Handlungsspielräumen in einer von globalen Machtfantasien bedrohten Zeit“ (Meike Goosmann). Bezugnehmend auf Mauricio Kagels Komposition „10 Märsche um den Sieg zu verfehlen“ wird dabei auch die Frage nach der Notwendigkeit von Siegen neu gestellt. Brauchen wir überhaupt Siege – oder: Welche Art von Siegen brauchen wir? Die Antwort bleibt vermutlich offen.
Ensemble Reed Indeed, zu Gast: Rob Bauer (Tuba), Sebastian Deufel (Perc.), Ltg. Meike Goosmann (Sax)
Inspired by: „10 Märsche, um den Sieg zu verfehlen“ (1978–1979, Mauricio Kagel,
komponiert als Reaktion auf die argentinische Militärdiktatur und die dort ausgerichtete Fußball-Weltmeisterschaft)
Idee und künstlerische Gesamtleitung: Theda Weber-Lucks
Inspired by: Flughafen Tempelhof als historischer Ort
Wegbeschreibung
U6, Paradestraße (3 Min zu Fuß)
U6, Platz der Luftbrücke (10 Min. zu Fuß)
S+U Bahnhof Tempelhof (8 Minuten zu Fuß)
Vor Ort stehen zwei Parkplätze für Menschen mit Beeinträchtigung (entsprechender Parkausweis nötig) zur Verfügung.
Der THF TOWER ist vollständig barrierefrei.
Adresse:
Tempelhofer Damm 45
12101 Berlin
