100 Jahre Berliner Flughafengesellschaft (BFG)
Vor hundert Jahren, am 19. Mai 1924, wurde die Berliner Flughafengesellschaft (BFG) gegründet. Im Auftrag der Stadt Berlin betrieb sie den ein Jahr zuvor eröffneten Flugplatz auf dem Tempelhofer Feld und projektierte den Bau des sogenannten „Alten Flughafens“.
Die BFG wurde nach Kriegsende aber auch für das neue, heutige Flughafengebäude zuständig und hatte diese Rolle bis zur endgültigen Schließung im Jahr 2008 inne. Damit war das Unternehmen ständiger und prägender Begleiter der langen und wechselvollen Geschichte dieses besonderen Ortes.
Anlässlich des diesjährigen 100. Jubiläums werfen wir einen Blick in das historische Bildarchiv der BFG in dem sich auch zahlreiche Aufnahmen des renommierten Architektur- und Industriefotografen Max Krajewsky (1892–1972) befinden, der mit seiner Kamera über 50 Jahre lang zahlreiche Berliner Bauten ablichtete - darunter auch den Flughafen Tempelhof. Im Auftrag der BFG entstanden ganze Fotoserie, sie reichen von der Bauzeit bis zur Blütezeit des Passagierflughafens erstellte.
In dieser fortlaufenden Fotostory nehmen wir sie in diesem Jahr mit in die 1950er Jahre und damit in eine Zeit des Aufschwungs. Jeden Monat zeigen wir hier ein neues Fundstück aus dem digitalen Fotoarchiv. Gleichzeitig schauen wir uns in einem Vorher-/Nachher-Vergleich an, wie sich die abgebildeten Orte im Laufe der Zeit verändert haben.
Das General Aviation Terminal (GAT) Der THF TOWER früher Der Eingangsbereich des GAT Abfertigungsbereich Wartebereich Zugang zum Vorfeld Flughafenrestaurant überdachtes Vorfeld Fluglotsentower
Das General Aviation Terminal (GAT)
Die Fotostory beginnt mit einer Außenansicht des am 9. Juli 1951 eröffneten Zentralflughafens auf der Westseite des Flughafengeländes (das spätere GAT). Ein Jahr zuvor hatte der „High Commissioner for Germany“ dem Plan zugestimmt, diesen Teil des Gebäudes für den zivilen Luftverkehr freizugegeben, auch wenn der Flughafen weiterhin unter amerikanischer Besatzung blieb. Die Haupthalle wollte die USAF zu diesem Zweck zunächst noch nicht bereitstellen und so wurde vom Architekten Heinrich Kosina ein Anbau entworfen, der die Abfertigung über einen Seitentrakt ermöglichte.
Mit dem Schriftzug „Zentralflughafen“ wurde der neue Eingangsbereich auch weithin sichtbar kenntlich gemacht. Erst in den 1960er Jahren wurden diese Buchstaben – einige unter Ihnen haben sie vermutlich schon wiedererkannt – über dem Haupteingang am Ehrenhof installiert, wo sie sich noch heute befinden.
Der THF TOWER früher
Krajewsky wurde 1892 in eine Fotografen-Familie geboren. Ausgebildet in der Kaiserzeit, lässt sich sein beruflicher Werdegang durch Weimarer Republik, Nationalsozialismus und in die Bundesrepublik hinein kontinuierlich und ohne große Brüche verfolgen. 1921 wurde er erstmals im Berliner Branchenbuch geführt und fotografierte in den Folgejahren die Werke namhafter Architekten der Moderne wie Erich Mendelsohn, Hans Poelzig oder Heinrich Kosina. Seine frühen Arbeiten werden dem ‚Neuen Sehen‘ in der Fotografie zugeordnet, das sich im Umfeld der „Neuen Sachlichkeit“ in der Architektur entwickelte.
Ab 1932 bewarb er sein Büro als „Lichtbildwerkstatt für Architektur und Industrie“. Ein Jahr später trat er in die NSDAP ein, übernahm ab 1938 regelmäßig Aufträge für Albert Speer und fotografierte die ‚Neugestaltung Berlins‘ und produzierte Bildmaterial für die NS-Propaganda. Auch den Flughafen Tempelhof lichtete Krajewsky in diesen Jahren erstmals ab.
Dabei entstand auch das Foto des damals noch im Bau befindlichen Kopfbau West. Zu sehen ist die tragende Stahlkonstruktion, die heute hinter der Muschelkalkfassade versteckt ist. Im Vordergrund liegen die Ziegelsteine, mit denen das Stahlgerippe später ausgefacht wurde.
In den 1950er Jahren sollte Krajewsky zurückkommen, um den Anbau des Architekten Heinrich Kosina abzulichten. Mit ihm hatte Krajewsky schon vor 1933 gearbeitet und knüpfte damit nahtlos wieder an die frühen Jahre seiner Karriere an.
Der Eingangsbereich des GAT
Auch diesen Monat nehmen wir Sie wieder mit auf unserer Reise durch den Zentralflughafen der 1950er Jahre, dessen Eingang sich in einem Seitentrakt im westlichen Teil des Flughafens (das heutige GAT) befand. Ein Blick in diesen Teil der Baugeschichte ist auch deshalb interessant, weil der Bauzustand dieser Jahre heute kaum noch erkennbar ist.
Die frühere Offenheit des Eingangsbereichs wurde durch den späteren Einbau von Zwischenwänden überformt und stellt sich heute ganz anders dar. Wo Sie im linken Teil des Bildes einen Tresen sehen befindet sich heute eine Küche, die sich hinter einer Wand versteckt. Und die großzügigen Eingangstüren wurden verkleinert, um auch auf der rechten Seite einen weiteren Raum einbauen zu können. Noch immer betritt man den Flugsteig-Bereich über die drei im Bild zu sehenden Stufen, der kleine Infostand in der Mitte wurde jedoch abgebaut.
Sie wollen wissen, wie sich die Räume heute darstellen? Dann buchen Sie doch eine unserer beliebten Führungen durch das Flughafengebäude!
Die Abfertigungsbereich, Gepäckaufgabe
Wartebereich für Fluggäste
Der Wartebereich für Fluggäste ist heute noch nahezu im Originalzustand erhalten. Die Möblierung war so angeordnet, dass den Wartenden der Aufenthalt möglichst kurzweilig gestaltet wurde, denn die Sofas waren so angeordent, dass sie den Blick auf das überdachte Vorfeld und das Tempelhofer Feld lenkten. Dort konnte der Flugbetrieb auf den Start- und Landebahnen beobachtet werden und die verschiedenen Flugzeuge aus nächster Nähe betrachtet werden. Das geschäftige Treiben unter dem imposanten Vordach machte wahrscheinlich schon die Wartezeit zu einem Erlebnis, das mit der heutigen Erfahrung des Fliegens nicht vergleichbar ist. Das Be- und Entladen der Flugzeuge, das Ein- und Aussteigen der Passagiere – all das fand unter den Augen der Menschen statt, die damals in den hier zu sehenden Sofas saßen und hautnah alle Vorgänge des Flughbetriebs studieren konnten.
Wenn es dann an der Zeit war, den eigenen Flieger zu besteigen, dann waren es nur wenige Meter, die zurückgelegt wurden, um über die durch das Fenster auf der rechten Bildseite zu sehende Treppe auf das Rollfeld zu gelangen.
Zugang zum überdachten Vorfeld
Hinter dem Check-In gab es neben dem Wartebereich im Transitgang, den wir im vergangenen Monat vorgestellt haben, nur einen kleinen Aufenthaltsbereich, der noch lange nicht vergleichbar mit dem heute üblichen Konsum-Angebot an Flughäfen. Am Flughafen Tempelhof gab es in den 1950ern zunächst nur ein sehr überschaubares Angebot – eine Filiale der Berliner Bank, einen Postschalter und einen kleinen Blumenladen.
Das Schild „Ausgang“ verweist auf den Zugang zum überdachten Vorfeld, das die Flugpassagiere über eine hinter der Tür liegende Treppe erreichen konnten. Der Weg vom Parkplatz über die Eingangshalle, vorbei an der Gepäckaufgabe, durch die Sicherheitskontrolle und über das Gate zum wartenden Flugzeug betrug damals nur wenige hundert Meter.
Am Ende des rechts im Bild zu sehenden Flurs gelangten Fluggäste, die viel Wartezeit mitbrachten, in ein Restaurant mit einem imposanten Blick auf das überdachte Vorfeld mit den dort bereitstehenden Flugzeugen.
Das Flughafenrestaurant
Die Ausstattung des Flughafenrestaurants der 1950er Jahre war schlicht. Dafür war der hier zu genießende Blick umso imposanter. Im rechten Bildausschnit ist diese beeinddruckende Aussicht nur in Ansätzen zu erahnen. Während Passagiere sich beim Warten auf ihren Abflug hier die Zeit bei einem Getränk oder eine Mahlzeit vertreiben konnten, genossen Sie das Panorama auf das überdachte Vorfeld, auf die dort parkenden Flugzeuge und den wuseligen Flugbetrieb.
Das überdachte Vorfeld
Der Zivilflughafen in Tempelhof war in den 1950er Jahren ein Flughafen der besonders kurzen Wege. So mussten nur wenige hundert Meter zurückgelegt werden, um vom Parkplatz durch den Abfertigungsbereich zum wartenden Flugzeug zu gelangen. Hinter den Fenstern im linken Bildbereich waren die Wartebereiche angeordnet, wo sich die Fluggäste in bequemen Sofas niederlassen konnten und einen unverstellten Blick auf das geschäftige Treiben kurz vor dem Abflug oder nach der Landung beobachten konnten.
Den besten Ausblick bot jedoch die hier gezeigte Perspektive aus dem Flughafenrestaurant heraus. Von hier ließen sich die Gesamtausmaße des Flughafens begreifen. Hier wurde einem auch bewusst, dass man sich keineswegs an einem gewöhnlichen Flughafen befand. Denn im Hintergrund waren Militärflugzeuge zu sehen, die daran erinnerten, dass das gesamte Areal unter US-amerikanischer Besatzung stand.
Der Fluglotsentower auf dem Kopfbau West
Unser diesjähriger historischer Fokus auf die Flughafenwelt der 1950er Jahre richtet dieses Mal den Blick auf das westliche Ende der Flughafenanlage. Denn für die Eröffnung des ersten Zivilflughafens im Flughafengebäude waren nicht nur Umbauten im Abfertigungsbereich notwendig. Um einen reibungslosen Flugbetrieb zu gewährleisten wurde in den 1950er Jahren auch ein Flugtower eingerichtet, der am linken Bildrand, auf dem Dach des Kopfbau West zu erkennen ist.
In der Ursprungsplanung war diese Einrichtung im Zentrum des Gebäudes vorgesehen gewesen. Dieser Teil des Gebäudes konnte aber bis Kriegsende nicht fertiggestellt werden und war in den 1950er Jahren noch im Rohbauzustand.