Bauherr RLM. Der Flughafen Tempelhof als Bauprojekt des Reichsluftfahrtministeriums

Noch immer wird der Neubau des Flughafens Tempelhof vor allem mit Albert Speer in Verbindung gebracht, während der Name seines eigentlichen Architekten nur wenigen geläufig ist. Nur die allerwenigsten wissen, dass Ernst Sagebiel den Flughafen gar nicht als freier Architekt, sondern als Beamter des Reichsluftfahrtministeriums entworfen und ausgeführt hat.

Welche Konsequenzen dieser Umstand auf Planung und Nutzung des Gebäudes während der NS-Zeit hatte, legte die Bauhistorikerin Dr. Elke Dittrich am 21. September 2022 bei THFxGESCHICHTE dar. Nach einleitenden Worten von Moderator Professor Andreas Nachama und der Geschäftsführerin der Tempelhof Projekt GmbH Jutta Heim-Wenzler widmete sich die Referentin zunächst einer historischen Vorgeschichte des Flughafens.

Verflechtung von Militär und Zivil

So entstand im Jahr 1923 der erste Flughafen auf dem Tempelhofer Feld, der drei Jahre später zum Gründungsort der Luft Hansa wird. Als die Nationalsozialisten erste Planungen für einen Großflughafen anstellten, war das Areal aber nicht nur deshalb die erste Wahl, sondern auch wegen seiner günstigen Anbindungen an den Bahnverkehr.

Frau Dr. Dittrich beschrieb ausführlich, welche Konflikte dieser Entscheidung folgten – baurechtlich und ästhetisch. Der Architekt des Flughafens Ernst Sagebiel verfolgte zum Beispiel andere ästhetische Vorstellungen als Hitler oder dessen Generalbauinspektor. Hier setzte sich der Auftraggeber Sagebiels, das Luftfahrtministeriums des NS-Staats durch – mit dem Ergebnis, dass der Flughafen einen modernen Stil in das Stadtbild Berlins brachte.

"Im Reichsluftfahrtministerium waren militärische und zivile Luftfahrt untrennbar miteinander verbunden."
- Dr. Elke Dittrich (freie Bauhistorikerin)

Das besondere Interesse der Nationalsozialisten am Flughafen galt jedoch seinem militärischen Potential. Von Anfang an, so konnte Frau Dr. Dittrich aufzeigen, waren die Planungen des Gebäudes mit der Idee einer kriegsfähigen Luftwaffe verknüpft. Anhang der Einbindung des Flughafens in die Durchführung des Angriffs auf Polen 1939 konnte dies deutlich dargelegt werden.

Die Referentin knüpfte an diese Einordnung mit einer Vorstellung von Ernst Sagebiel an. Dabei konnte sie anhand von Dokumenten der Bau- und Nachkriegszeit belegen, dass dessen Selbstdarstellung als unpolitischer Architekt nie der Realität entsprach.

Im Gespräch mit Professor Nachama und dem Publikum ging Frau Dr. Dittrich noch einmal auf das Ringen um Entscheidungshoheit bei der Flughafenplanung ein. Für die Besucher:innen war in der Diskussion vor allem interessant, wie nachvollziehbar und vollständig die historische Dokumentation ist.

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