Ein Monat der Erinnerung – Der Mai am Flughafen Tempelhof

Literatur und Gespräche im CHECK-IN Besucherzentrum
Der Historiker Volker Heise las aus seinem Buch „1945“, in dem er anhand von Tagebüchern, Briefen und Zeitzeugenberichten das dramatische Jahr zwischen Zusammenbruch und Neubeginn rekonstruierte.
Am 12. Mai sprach der renommierte Zeithistoriker Manfred Görtemaker über Berlin zwischen Untergang und Wiederaufbau – und zeichnete die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche von der Kriegszeit bis in die frühen 1950er-Jahre nach.
Am 14. Mai präsentierten Harald Bodenschatz, Christiane Post und Jannik Noeske ihr neues Buch „Städtebau im Nationalsozialismus“ und boten Einblicke in die Rolle der Architektur als Instrument von Macht, Ausgrenzung und Kriegsvorbereitung.
In „Vor dem Untergang“ beleuchtet Felix Bohr am 21. Mai – gestützt auf neue Quellen und Zeitzeugenberichte – das Leben und Denken im innersten Machtzirkel des NS-Regimes rund um die Wolfsschanze.
Den literarischen Abschluss bildete Volker Kutscher am 22. Mai mit einer Lesung aus „Olympia“, einem historischen Krimi zur Zeit der Olympischen Spiele 1936. Im anschließenden Gespräch mit Dr. Karoline Georg ging es um die Verbindung von Fakten und Fiktion – und darum, wie Romane helfen können, Geschichte zugänglich und begreifbar zu machen.

Führungen, Rundgänge und Erinnerung im Stadtraum
Neben dem Veranstaltungsprogramm im Besucherzentrum rückte auch der Flughafen Tempelhof selbst ins Zentrum der Erinnerung. Besonders eindrucksvoll: die historische Fahrradtour am 8. Mai, die der Route der Alliierten Delegationen von Tempelhof nach Karlshorst folgte – genau jenen Weg, der zur Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation führte. Die Fahrradtour fand in Kooperation mit dem Museum Berlin-Karlshorst statt.
Ein weiterer wichtiger Erinnerungsort war das Gelände am Columbiadamm, wo einst das Columbia-Haus, ein frühes Konzentrationslager, stand. Im Rahmen eines geführten Rundgangs stellte Architekt Martin Bennis das neue Erinnerungszeichen vor – eine Schriftinstallation, die seit 2024 an das weitgehend vergessene KZ und seine Opfer erinnert.
Rund 750 Gäste besuchten die Veranstaltungen im Rahmen des Erinnerungsmonats – ein starkes Zeichen für das anhaltende Interesse an der Geschichte des Ortes. Ob literarisch, historisch oder politisch – jede Veranstaltung setzte ihren eigenen Akzent und trug dazu bei, die Geschichte des ehemaligen Flughafens als Ort des Umbruchs, der Gewalt, aber auch des Neuanfangs zu erschließen.
Der Mai hat gezeigt: Erinnerung ist kein Rückblick allein – sondern ein Dialog mit der Gegenwart.